Zum Thema HD

Manchmal bestimmt ein einzelnes Gen über ein Merkmal, meistens aber braucht es eine ganze Gruppe oder eine Vielzahl Gene für eine bestimmte Eigenschaft. Das nennt man Polygenie, oder polygenetische Vererbung. Viele Merkmale im Körperbau des Hundes sind polygen. Beispiel Hüftdysplasie: Wahrscheinlich über 20 verschiedene Gene sind dafür verantwortlich, ob ein Hund HD bekommt oder nicht. Die hier einmal angenommen etwa zwanzig Gene der beiden Elterntiere tun sich bei dieser Krankheit zusammen wie ein Schlüssel in einem Schlüsselloch, er muß auf mehreren Paaren „passen“.
Aber erst wenn angenommen etwa 10 der 20 Genpaare reinerbig „merkmalspositiv“ sind, das heißt beidseitig in Richtung HD stehen, dann entwickelt der Hund erste Anzeichen von HD. Dass vorher noch nichts auf dem Röntgenbild zu sehen ist, auch wenn vielleicht sogar knapp die Hälfte der Gene beidseitig positiv sind, bestätigt die Erfahrung, die Züchter immer wieder machen müssen, dass auch phänotypisch HD- freie Hunde durchaus die Krankheit vererben können: und zwar mit der im negativen Sinne „passenden“ Hündin, die ebenfalls einige (ev. ja auch nur heterozygot vorliegende!) positive HD- Gene an denselben Genorten wie dieser Rüde hat und wenn sich dann die Gene der beiden bei ihren Nachkommen ungünstig mischen, so dass einer oder mehrere Kinder tatsächlich von beiden genügend HD- positiven Gene abbekommen, so dass die Schwelle überschritten wird! Dann erst gibt es wirklich einen HD-Fall. Und es ist klar: Beide Eltern haben ihren Teil dazugegeben.
Dieses Phänomen nennt man Schwellenwert: Erst wenn ein bestimmter Schwellenwert in der Anzahl der reinerbig vorliegenden Gene für ein polygenes Merkmal erreicht ist, beginnt die entsprechende Krankheit sich auszuprägen: Der Hund hat HD. Umso wichtiger ist es, für Hunde, bei denen man (aus der Verwandtschaft heraus) eine gewisse genetische Veranlagung zur HD vermutet, nur Zuchtpartner zu suchen, die nicht nur selbst keine HD haben, sondern bei denen auch die Verwandtschaft (vor allem die Wurfgeschwister, eventuell vorhandene schon erwachsene Kinder und wenn möglich auch die Geschwister der Eltern) geröntgt und HD- frei sind!
Erschwerend für den Umgang mit der HD kommt hinzu, dass HD – aktuellen Schätzungen zufolge – nur eine relativ geringe Erblichkeit (Heritabilität) von ca. 10 – 60% hat, also ist die Ausprägung stark von der Umwelt, vor allem der Ernährung und Haltung des wachsenden Hundes, abhängig! Aber auch jeder Hundehalter ist aufgerufen, zur Förderung der Entwicklung eines gesunden Knochenbaus seinen heranwachsenden Hund eher knapp zu füttern und niemals dick werden zu lassen!